Wirtschaftswissenschaften

Das Fachgebiet V (Wirtschaftswissenschaften) der Deutschen Gesellschaft für Erste Hilfe untergliedert sich in die Bereiche  Gesundheitsökonomie,  Mikroökonomie sowie  Makroökonomie und ergänzt seine Expertise mit externer wirtschaftswissenschaftlicher Kompetenz im Rahmen einer Corporate Social Responsibility Initative von Rebent. Untersucht wird dabei die wirtschaftliche Seite des helfenden Verhaltens, wie beispielsweise:

  • Was kostet helfendes Verhalten, was kosten akute Krankheiten, Unfälle und Vergiftungen? Was kostet ein (zusätzliches) qualitätsvolles Jahr Leben und was ist die Gesellschaft bereit dafür auszugeben?  Gesundheitsökonomie
  • Gibt es einen Einfluss der Wirtschaftssituation auf das individuelle Hilfsverhalten?  Makroökonomie
  • Welches Einsparpotential verbirgt sich in der Ersten Hilfe – v. a. für Unternehmen?  Mikroökonomie

Auf die meisten Fragen, die finanzielle Aspekte der Hilfeleistung betreffen, gibt es keine Antwort, noch nicht einmal systematische Forschung. Daher wollen wir, um helfendes Verhalten in seiner Gesamtheit zu verstehen, auch die wirtschaftlichen Einflussgrößen auf ein helfendes Verhalten und das Kosten-Nutzen-Verhältnis betrachten. Denn: Anstatt viel Geld für ein «gutes Gefühl» zu bezahlen wäre es doch besser die Mittel dort einzusetzen, wo sie auch etwas bewirken können.

Aktuelles Projekt: Effektivität der betrieblichen Erste Hilfe

Der Grundgedanke des Projekts ist es, den allgemeinen und breiten Ansatz in der Ersten Hilfe zu hinterfragen. Am Beispiel von Betrieben ist noch weitestgehend ungeklärt, welchen Nutzen die Aufwendungen für Erste Hilfe im Betrieb überhaupt haben. Da Betriebe nur begrenzte Ressourcen für die Erste Hilfe zur Verfügung stellen können, sollen die wirksamen und sinnvollen Maßnahmen identifiziert werden, so dass die Mittel darauf konzentriert werden können. Dadurch soll bei gleichbleibendem oder sogar sinkendem Aufwand ein erhöhter Nutzen für Patient, Ersthelfer und medizinisches Fachpersonal erreicht werden.

Gesetzliche Vorgaben geben Betrieben eine bestimmte Qualität und Quantität von Erste-Hilfe-Räumen, Rettungsmitteln (z. B. Verbandkasten, Trage, Liege) vor und regeln die Anzahl und Ausbildungsinhalte von Ersthelfern vor Ort. Viele Betriebe gehen sogar über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, indem sie mehr Ersthelfer ausbilden oder automatische Defibrillatoren bereitstellen.

Auch wenn diese Maßnahmen als wichtig betrachtet werden, ist deren Effektivität bzw. Effizienz nicht tiefer untersucht. Beispielsweise gibt es keine validen Daten, welche Bestandteile des Verbandskastens genutzt werden und ob dadurch ein positiver Einfluss auf einen Notfall resultiert, welchen Effekt die Ersthelferausbildung hat oder ob der Bereitstellung von Erste-Hilfe-Räumen überhaupt eine Bedeutung zukommt.

Während der Aufwand noch „relativ“ einfach über die Ausgaben für die Anschaffungen, die Wartung, die Raummiete sowie Kosten und eingesetzte Arbeitszeit der Ausbildung der Ersthelfer zu eruieren ist, lässt sich der Nutzen schwerer erfassen, da zunächst der gesundheitliche bzw. medizinische Nutzen zu beurteilen und dieser dann ökonomisch zu bewerten ist. Zu klären ist in diesem Zusammenhang z. B. ob es durch Erste-Hilfe-Maßnahmen zu einer Verkürzung von Krankheitstagen oder der Erhöhung qualitätsadjustierter Lebensjahre (Quality-Adjusted Life Years, QALYs) kommt.

In Teilprojekten werden die folgenden Fragen untersucht:

  • Analyse der Kosten für Erste Hilfe (direkte und indirekte Gesamtkosten für Human Resources und Sachkosten) nach ausgewählten Unternehmenstypen (u. a. Größe, Branche)
  • Nutzungs- und Einsatzhäufigkeit der vorgeschrieben Erste-Hilfe-Einrichtungen
  • Abschätzung der medizinischen und finanziellen Relevanz einzelner Maßnahmen bei ausgewählten Krankheitsbildern und Verletzungen
  • Motivation zur Hilfeleistung durch finanzielle oder immaterielle Anreize
  • u. v. a. m.